Als Tourist möchte man ja vor allem etwas vermeiden – auszusehen wie ein Tourist. Und so muss ich schon zugeben, dass ich mich heute extrem wichtig fand, wie ich mit dem Strom von Pendeln zusammen aus dem Zug in Stockholm stieg und mehr oder weniger wusste in welche Richtung ich musste.
Die Zugfahrt war wie immer sehr angenehm. Während sich Elinor Mr. Willoughby entgegenstellen musste [Jane Austen], offenbarte sich mir vor dem Fenster der beginnende, hinreißende zweite Tag in Folge. Die Sonne zauberte ein Feuerwerk aus rosa und orange Wolken auf den hellblauen Himmel des Morgens.
Die anderen meiner Gruppe traf ich am Bahnhof und auch Lucas, der direkt von Malmö angekommen war, wo er sein Wochenende verbracht hatte. Mit Sven unseren Anführer erreichten wir nach einer Tunnelbana – Fahrt die Universität Stockholm und das Natur Historische Museum – unser eigentliches Ziel.
Bild 01: Meine Gruppe bei er Arbeit in der Abteilung: Schweden's Fauna.
Auf Grund meiner Phobie vor dem Zeichnen von Fell, Haaren und Federn, stürzte ich mich sofort auf den Schädelknochen eines Säbelzahntigers. Das klappte eigentlich ganz gut – das meinte auch Sven. Als ich dann vor allen anderen fertig war, ermutigte er mich jedoch, dass ich noch etwas anderes zeichnen sollte. Das tat ich dann auch – zwei Vögel [ich glaube sie gehören zur Familie der Möwen; sie leben jedenfalls am Wasser] wurden meine Opfer.
Bild 02: Mein Objekt - der Schädel der gezeichneten Katze im Hintergrund.
Ich habe da nämlich etwas falsch verstanden. Am Ende des Kurses, sollen wir ein Plakat mit all unseren Arbeiten erstellen. Ein Plakat, von dem ich angenommen habe, dass es eine typische, wissenschaftliche Darstellung sein soll – Bild und beschreibender Text… Nun ja. Anscheinend verstehen das die meisten meiner Kollegen etwas anders und sie versuchen die von ihnen gemalten Tiere unter einen Hut zu bringen, quasi eine Geschichte zu erzählen. Abgesehne davon, dass ich keine Zeit für die „Umgebung“ des Plakats einberechnet habe, fange ich mich ernsthaft an zu fragen, wie um Himmels Willen ich eine „Kornettblomma“, eine Wespe, einen „Basiliscus“ und einen Säbelzahnschädel zu einer Einheit verschmelzen lassen soll… Nun ja – think positiv: Kommt Zeit, kommt Rat.
Anstatt nach getaner Arbeit zu entspannen, fuhr ich direkt nach dem Museumsbesuch noch zur Högskolan und besuchte dort meine erste [eigentlich zweite Stunde] von „Swedish for foreign students“. Jag heter Florian. Jag är tjugo ar och jag har en bor. Han heter Nikolaus.
Bild 04: Das Vogelpaar, das ich sehr angestrengt versucht habe zu skizzieren.
Mit diesem Worten verabschiede ich mich von heute, mit dem Wunsch auf eine Nacht voll erholsamen Schlaf und einem Morgen voller Erkenntnisse.
Was ich unbedingt noch zu „Papier“ bringen muss: das sollen jetzt keine Vorurteile sein. Wer mich kennt weiß, dass ich mich davon immer versuche zu distanzieren, aber diese Spanier, die gerade eingezogen sind haben ein dermaßen lautes Organ. Und zudem werden sie anscheinend immer erst dann wach, wenn ich schlafen gehen will. Und warum müssen die IMMER alles in einer Gruppe machen? Und warum müssen sie dann immer die Wohnungstür offen lassen? Und wie lange werde ich mir das noch gefallen lassen?
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